Falschverstandene Tierliebe macht Tierkinder zu Waisen. Während der laufenden Aufzuchtzeit sollten Naturfreunde von tierischen Youngsters Abstand halten.
Landauf, landab werden im Mai Kitze geboren. Ihre Überlebensstrategie bereitet den jungen Wildtieren aber immer mehr Probleme. Denn finden Spaziergänger ein vermeintlich allein gelassenes Jungtier und fassen es an oder nehmen es gar mit, verursachen sie damit großes Tierleid. „Es gehört zur Überlebensstrategie von Rehkindern, sich ins hohe Gras zu drücken und voll und ganz auf ihre Tarnung zu vertrauen“, erklärt Kurt Alexander Michael, Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. (LJV). „Bewegungs- und geruchslos bleiben Kitze für Fressfeinde, wie den Fuchs, unauffindbar. Werden sie jedoch von Menschen angefasst oder kommen mit Hunden in Kontakt, nehmen sie den fremden Duft an – mit fatalen Folgen.“ Ist das Rehkitz mit solchen Gerüchen „kontaminiert“, wird es nicht mehr vom Muttertier angenommen und muss verhungern.
In der Regel sind die Elterntiere nie weit weg. Aus sicherer Entfernung beobachten sie ihren Nachwuchs, um keine Räuber anzulocken. „Wir empfehlen, sich an dem Anblick der Jungtiere zu erfreuen, diese aber wieder der elterlichen Obhut zu überlassen“, sagt LJV-Präsident Michael. Sobald die vermeintliche Gefahr vorbei ist, holen die Elterntiere ihren Nachwuchs ab und bringen ihn an einen sichereren Ort.
Aber nicht nur Rehe ziehen zurzeit ihre Jungen auf. Auch bei Hasen und zahlreichen Bodenbrütern wie Kiebitz, Fasan oder Rebhuhn ist die Setz- und Aufzuchtzeit voll im Gange. Es gilt das Motto: „Nur gucken, nicht anfassen“. Besondere Achtsamkeit ist geboten, wenn Spaziergänger oder Wanderer auf Wildschweine mit Nachwuchs treffen. Die Schwarzkittel sind sehr wehrhaft und verteidigen energisch ihre Frischlinge.
Der LJV appelliert an Hundebesitzer, in der Brut- und Aufzuchtzeit – die bis etwa Mitte Juli läuft – grundsätzlich auf ausgewiesenen Wegen zu bleiben und ihre Vierbeiner an der Leine zu führen – den Jungtieren zuliebe.